Heilbronn – Manche Männer sind erst richtig glücklich, wenn sie anderen die Welt erklären können. Und erstaunlich oft sind die unfreiwilligen Zuhörer Frauen. «Mansplaining» nennt sich dieses Phänomen.
Besonders häufig und nervig ist es im beruflichen Kontext – und stoppen lässt es sich nur durch Gegenwehr, sagt Business-Coach Carolin Lüdemann. «Das nimmt dem anderen die Befriedigung, weil das Mansplaining nur funktioniert, wenn der Erklärende auf die passende Zuhörerschaft trifft.»
Je nach Typ und Situation kann dieses Gegenhalten anders aussehen. Wichtig ist nur, sich nicht klein zu machen, sagt Lüdemann – also dem Affen keinen Zucker zu geben, mit Sätzen wie «Ich kenne mich da nicht so aus…» etwa. Denn wer «mansplaint», hält nicht nur die eigene Meinung für unglaublich wichtig. Meist schwingt darin auch eine Geringschätzung des Gegenübers mit. «Und es ist einfach unglaublich unhöflich», sagt Lüdemann. «Das ist genau wie wenn ich jemanden ständig nicht ausreden lasse.»
Statt auf solche Unhöflichkeiten einzugehen, können Frauen es mit einem abrupten Richtungswechsel probieren. «Den Gesprächsbeitrag des Erklärenden überhaupt nicht würdigen, das Gespräch auf ein anderes Thema umlenken oder nur kurz und knapp kommentieren», rät Lüdemann. Konkret sagt man also einfach «Ach was» und dann «Wissen Sie, ich denke gerade an etwas ganz anderes…» – und redet dann mindestens 60 Sekunden. So kann man sicher sein, dass der Themenwechsel auch wirklich funktioniert.
Auch Humor kann in solchen Situationen ein gutes Mittel sein. Und manchmal geht es auch nicht ohne Konfrontation – etwa dann, wenn das Mansplaining vor Publikum stattfindet. «Da geht es dann darum, mir nicht die Butter vom Brot nehmen zu lassen», sagt Lüdemann. Sie rät selbst eher zurückhaltenden Frauen zum Angriff. Zum Beispiel mit Formulierungen wie «Ich möchte zunächst meine Aussage zu Ende bringen und freue mich, dass Sie mich kurz ausreden lassen…»
Manchmal reicht das schon, sagt die Expertin. «Wer sowas macht, sucht sich meist ein leichtes Opfer – und so macht man klar, dass man das nicht ist.» Reicht das noch nicht, sollte man das Thema irgendwann konkret ansprechen. Wichtig dabei: Immer mit Ich-Botschafen im Stil von «Mir ist aufgefallen…» kommunizieren – das macht es dem Gegenüber schwerer, die Vorwürfe einfach abzutun.
Den Gang zum Vorgesetzten sollten Mansplaining-Opfer dagegen erst als letzte Option antreten, rät Lüdemann. Besser sei es, sich vorher Mitstreiter im Kampf gegen den Mansplainer zu suchen. «Oft geht das ja auch anderen schon auf den Keks.»
Fotocredits: Carolin Lüdemann
(dpa/tmn)