Mit Display und E-Antrieb – Fahrrad-Trends auf der Eurobike

Friedrichshafen – Der Elektroantrieb ist weiterhin Dauerbrenner der Fahrradbranche – und nach wie vor Wachstumstreiber. Der Zweirad-Industrie-Verband schätzt, dass 2017 rund 680 000 E-Bikes verkauft werden – zwölf Prozent mehr als im Vorjahr.

Bislang werden die Motoren meist in Stadt- und Trekkingrädern verbaut. Doch der Elektroantrieb hält zunehmend auch bei anderen Modellgruppen Einzug, etwa bei Mountainbikes und Rennrädern. Die neuesten Modelle und aktuelle Fahrrad-Trends zeigt die
Eurobike in Friedrichshafen am Bodensee (Publikumstag am 2. September). 

Zu sehen sind vor allem technische Neuerungen. So verbaut etwa die Firma Cycle Union bei seiner Marke E-Bike Manufaktur die neueste Antriebsgeneration von Continental. Zudem wird die stufenlose, automatische Schaltung direkt in den Elektromotor integriert, statt das Getriebe hinten am Rad zu verorten.

Die Schweizer Firma Scott setzt dagegen auf ein Rad, das speziell an weibliche Fahrer angepasst werden kann. Frauen seien oft schmaler und hätten kleinere Hände als Männer, erklärt eine Sprecherin. So könne man zum Beispiel den Lenker oder die Griffe des Modells Contessa Genius entsprechend wählen. Eine weichere Dämpfung gerade für leichtere Fahrerinnen ist ebenfalls möglich. Aus ergonomischer Sicht seien solche speziellen Räder durchaus sinnvoll, sagt Branchenexperte Gunnar Fehlau. «Und zwar egal, ob sie dann nur von Frauen oder auch von kleineren Männern genutzt werden.» Skeptisch werde er aber immer, wenn es eine rein stilistische Sache sei – etwa bei Blümchen am Rahmen oder einem Rad in Pink.

E-Mountainbikes für Kinder produzieren Marken wie Haibike mit dem Modell Sduro oder KTM mit dem Macina Mini Me 24. Das letztere fährt etwa mit einem Bosch Active Line-Antrieb mit 250 Watt Leistung und 400-Wh-Akku. Die Maximalgeschwindigkeit ist dabei auf 20 Stundenkilometer begrenzt. Aber warum braucht es eigentlich Räder mit Elektroantrieb für die Kleinen? «Das ist einfach eine Spielart», sagt Fehlau. «Wenn die Eltern so ein Ding haben und merken, wie es bei ihnen für Freude sorgt, denken sie sich: Das könnte meinem Kind auch Spaß machen.» Grundsätzlich brächte der E-Antrieb Menschen auf Räder, die sonst vielleicht nicht fahren würden. «Es nimmt der Leidenschaft Fahrradfahren das Leiden.»

Zunehmend gefragt sind Lastenräder – vor allem in großen Städten. Mit dem Modell GSD bringt das Unternehmen Tern ein faltbares Exemplar mit Elektroantrieb auf den Markt. Es transportiere rund 180 Kilogramm – etwa zwei Kinder und Wocheneinkauf, heißt es bei der Firma. Dennoch passe es zusammengefaltet in einen Autokofferraum oder lasse sich bequem in der Wohnung verstauen. Angetrieben wird das Lastenrad nach Angaben des Unternehmens von einem Bosch-Motor mit bis zu zwei Akkus, die Reichweite beträgt bis zu 250 Kilometer.

Auch die Digitalisierung ist bei Fahrrädern angelangt. Der Hersteller Stromer hat sein neues Modell ST5 zum Beispiel mit einem Farbdisplay ausgestattet, auf dem man unter anderem den Akkustand ablesen kann. Auch einen intelligenten Diebstahlschutz gibt es – das Rad ist mit dem Smartphone verbunden und meldet sich, sobald die Sperrung unerlaubt gelöst wurde. Software-Updates werden zudem direkt aufs Fahrrad geschickt, wie ein Sprecher von Stromer sagt.

Der Fahrradausrüster Schwalbe setzt auf Nachhaltigkeit: Bisher sammelte das Unternehmen vor allem Erfahrung beim Recyceln von Schläuchen. Für die kommenden Saison wird das auf Reifen ausgeweitet. Sie sollen aus recyceltem Gummi sowie aus Kautschuk aus nachhaltig bewirtschafteten Plantagen hergestellt werden, sagt ein Sprecher.

Aber auch bei den Accessoires gibt es Neuheiten: Die Firma Abus präsentiert ein Faltschloss, dass bei einem Diebstahl ähnlich laut Alarm schlägt wie eine Autoalarmanlage. Jeder Angriffsversuch werde den Besitzer warnen und den Dieb abschrecken, heißt es bei dem Unternehmen. Kalte Hände im Winter will der beheizbare Handschuh E-Glove 2 des französischen Herstellers Racer SAS verhindern.

Und wer sein Fahrrad in der Wohnung lagern oder im Kofferraum transportieren will, kann Schmutz oder schwarze Reifenmarkierungen vermeiden, indem er den Überzug Velosock des gleichnamigen lettischen Herstellers über die Reifen stülpt.

Fotocredits: Felix Kästle,Felix Kästle,Felix Kästle,Felix Kästle,Felix Kästle,Felix Kästle,Felix Kästle,Achim Förster,Achim Förster,Felix Kästle
(dpa/tmn)

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