Miniermotte schädigt Kastanien – Laubsammeln hilft

Berlin – Obwohl der kalendarische Herbst gerade erst begonnen hat, haben einige Bäume schon lange die Blätter abgeworfen: Es sind weißblühende Rosskastanien, die von der Miniermotte befallen sind.

In Berlin sprechen die Behörden vom schlimmsten Jahr seit 2003. Die Zahl der Schmetterlinge sei mehr als viermal höher als im Vorjahr. Ihre Larven fressen sich durch die grünen Blätter und sorgen dafür, dass die Bäume ihr Laub abwerfen.

Laut dem Braunschweiger Julius-Kühn-Institut (JKI), dem Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, ist ganz Deutschland betroffen – aber nicht alle Regionen gleich schwer. Medienberichte unter anderem aus dem Saarland, Niedersachsen, Brandenburg, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen zeigen, dass Kastanien vielerorts bereits ihr «Notfallprogramm» gestartet haben. Nachdem sie wegen der Motten all ihr Laub verloren hatten, fingen sie zum zweiten Mal in diesem Jahr an zu blühen.

Obwohl die Blüte und der Laubabwurf die Bäume nicht schädigen, mache es sie doch anfälliger für Belastungen, denen die Kastanien gerade in der Stadt den Rest des Jahres über ausgesetzt seien, sagt Derk Ehlert von der Umweltverwaltung des Berliner Senats. Es geht um Streusalz, stürmische Windböen zwischen den Häuserschluchten und vor allem die für die Bäume lebensgefährlichen Bakterien und Pilze. «In Berlin werden deswegen schon gar keine Kastanien mehr gepflanzt», sagt Ehlert.

Das JKI sieht ebenfalls langfristige Risiken für die Baumart. «Durch einen jährlich wiederkehrenden Befall können Bäume geschwächt werden», sagt JKI-Sprecherin Gerlinde Nachtigall. Gebe es einen trockenen Sommer, könne der Baum durch den zusätzlichen Stress bei Sturm ganze Äste verlieren. Auch die Kastanienfrüchte würden kleiner.

Was kann man gegen die Motten tun? Zum einen Meisenkästen aufhängen, die Vögel ernähren sich von der Motte. Doch auch Laubsammeln und korrektes Entsorgen hilft.

Die Population der zu Beginn der 90er Jahre aus Südosteuropa eingeschleppten Motte ließe sich drastisch verringern, indem das abgefallene Laub eingesammelt werde, betont auch der Berliner Experte Ehlert. Denn darin wachse bereits die nächste Generation Miniermotten heran. Fleißig waren seines Erachtens vergangenes Jahr vor allem Cafés und Kleingartenbesitzer: «Man sieht genau, wo das Laub gesammelt wurde, und wo nicht. Hier sind die Bäume kahl, dort haben sie noch ihre Blätter.» Nach mehreren beinahe mottenfreien Jahren – seit 2014 sank die Zahl der Schädlinge jedes Jahr – hätten viele Menschen aber die Motivation verloren, sie zu bekämpfen.

Doch auch der milde Winter und das wechselhafte Sommerwetter haben ihren Anteil, sagt Ehlert: «Im Winter konnten die Motten so im Boden überleben, und der Regen fiel im Sommer immer nur dann, als die letzte Generation schon im Blatt war.» Das Problem bestehe bundesweit. «Es gibt keinen Schwerpunkt, ausgenommen können nur Bäume sein, die in sehr isolierten Bereichen oder auf Inseln stehen», erklärt Ehlert.

Die Kastanienblätter im eigenen Kompost zu entsorgen, ist keine gute Idee. Denn dort entwickelten sich keine Temperaturen um 60 Grad Celsius, die die Insekten töten, so Ehlert. Er rät deshalb, das Laub an städtische Kompostanlagen zu übergeben – und sich besser über den weit verbreiteten Schädling zu informieren: «Viele wissen gar nicht, dass Miniermotten im Baum in ihrem Hinterhof leben.»

Fotocredits: Marijan Murat
(dpa)

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