Küchenweisheiten auf dem Prüfstand: Stimmt das wirklich?

Bonn/Berlin – Darf ich noch essen, was nur wenige Sekunden auf dem Boden lag? Muss ich den Backofen immer vorheizen? In der Küche stellen sich täglich knifflige Fragen, wenn es um Lebensmittelqualität und Nachhaltigkeit geht. Eine Auswahl zum Welttag der Hauswirtschaft (21. März):

– Fünf-Sekunden-Regel: Lebensmittel, die nur wenige Sekunden auf dem Boden lagen, können nicht ohne weiteres noch gegessen werden, wie die vermeintliche Fünf-Sekunden-Regel besagt. «Die Mikroorganismen zählen nicht bis fünf, bevor sie sie sich vom Boden auf das Lebensmittel setzen», sagt Professor Rainer Stamminger von der Universität Bonn, Sektion Haushaltstechnik. Die Dauer mache keinen Unterschied, sondern eher, ob der Boden zuvor gereinigt worden sei.

Laut
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kommt es auch auf den Verbraucher an. «Fällt ein Stück Mohrrübe auf meinen sauberen Küchenboden, wenn ich eine Gemüsesuppe koche, kann ich sie weiterverwenden», sagt Heidi Wichmann-Schauer, Leiterin der BfR-Fachgruppe «Mikrobielle Toxine». «Aber wenn ein Kleinkind das Stück direkt essen soll, sollte es nochmal abgewaschen werden.» Zudem würden Bakterien von einem glatten Boden besser übertragen als von einem Teppichboden. Und: «Feuchte Lebensmittel nehmen die Bakterien vom Boden besser auf.»

– Backofen vorheizen: Anders als auf vielen Verpackungen angegeben, müssen Backöfen für ein gutes Ergebnis laut Stamminger nicht vorgeheizt werden. Wer das Produkt direkt in den Ofen stellt und ihn anschaltet, spart Zeit und bis zu 15 Prozent Energie.

– Schimmel abkratzen: Der Schimmel, der vom Hersteller kommt, ist unkritisch – etwa der beim Blauschimmelkäse. Anders kann es bei Schimmel aussehen, der bei der Lagerung zu Hause entstanden ist: In einem verschimmelten Brot können gefährliche Mikroorganismen sein. Den Schimmel einfach zu entfernen, ist nach Meinung von Stamminger bedenklich – denn ein unsichtbarer Teil bleibt zurück.

«Die Schimmelpilze übertragen sich auch über die Luft, deswegen können schon größere Bereiche verunreinigt sein», sagt auch Wichmann-Schauer. Falls es sich nur um eine kleine schimmlige Stelle am Brotlaib handelt, können Verbraucher diese aber großzügig wegschneiden.

– Lebensmittel wieder einfrieren: Nach Meinung Stammingers können Lebensmittel zwar meist wieder eingefroren werden. «Bei jedem Auftau- und Einfriervorgang werden die Zellen aber weiter geschädigt, und die Mikroorganismen vermehren sich.» Es kommt deshalb auf das Lebensmittel und die Weiterverarbeitung an. Fleisch, das man zu einem Tatar verarbeiten will, sollte lieber nicht mehrfach aufgetaut worden sein. Himbeeren hingegen werden zwar mit jedem Auftauen matschiger – für Marmelade sei das allerdings unerheblich und auch unbedenklich.

Service:

Rainer Stamminger hat mit seinem Team von der Universität Bonn das Projekt «Küche mit Köpfchen» ins Leben gerufen. Praxispartner sind die Verbraucherzentrale NRW, der DHB – Netzwerk Haushalt sowie die Lebensmittelproduzenten Bauer Funken GmbH und Youcook GmbH. Auf der
Website ziegen die Forscher unter anderem die Ergebnisse ihrer mehrjährigen Studie, die sich zum Beispiel mit Zubereitung, Energieverbrauch und Hygiene von Lebensmitteln befasst.

«Welttag der Hauswirtschaft»

Am 21. März ist «Welttag der Hauswirtschaft». Der Internationale Verband für Hauswirtschaft (IVHW) hat ihn 1982 ins Leben gerufen. Damit soll der Stellenwert der Tätigkeiten in diesem Bereich für die Gesellschaft und das Bewusstsein für gutes Haushalten gefördert werden. Der Verband setzt sich zum Beispiel für Hauswirtschaftlichen Unterricht an allgemeinbildenden Schulen ein. Und es sollen mehr junge Menschen für den Berufszweig begeistert werden. Beim diesjährigen Welttag steht eine gesunde und nachhaltige Ernährung im Mittelpunkt. Es geht um Kenntnisse zur Speisenplanung, Auswahl der Lebensmittel bis zur Nahrungszubereitung.

Fotocredits: Kai Remmers
(dpa/tmn)

(dpa)