Das Ende der Corona-Frisur naht

Berlin – Hier etwas Gel, dort eine extra Haarspange oder einfach Resignation: Das morgendliche Haar-Styling stellt zurzeit viele vor eine Herausforderung. Das Gute: Ein Ende naht am 4. Mai. Dann öffnen die Friseure wieder deutschlandweit ihre Salon-Türen. Bis dahin heißt es aber: Durchhalten – oder ran an das Haarschneide-Set.

– Do-It-Yourself: So schwer kann das doch nicht sein. Will man meinen. Wer allerdings nach dem Hashtag #coronahaircuts (auf Deutsch: Coronahaarschnitte) in den sozialen Netzwerken sucht, wird schnell eines Besseren belehrt. Hoch im Kurs: radikal raspelkurz oder der ungewollte Topfhaarschnitt. «Schneide deinem
Mann nicht die Haare», warnt etwa eine Twitter-Nutzerin. «Egal, wie sehr er dich anbettelt. Nichts Gutes kann passieren.» Eine andere Nutzerin appelliert: «Bitte lernen Sie aus meinen Fehlern, versuchen Sie nicht, ihrem
Kind die Haare zu schneiden».

Bei Schauspieler Bruce Willis scheint es dagegen gut funktioniert zu haben. Er hat seiner Tochter laut einem Instagram-Video die Haare komplett abrasiert – und die Fans sind vom Ergebnis begeistert. Auch Fußball-Profis wie
Cristiano Ronaldo und
David Beckham zeigen sich zufrieden mit ihren extra-kurzen DIY-Frisuren. Vizekanzler Olaf Scholz dagegen räumt ein, dass ihm das Rasieren «mal besser, mal schlechter» gelungen sei. Und auch
Pink wirkt in einem Video auf Instagram eher unzufrieden mit ihrer Idee, sich betrunken selbst die Haare zu schneiden.

– Durchhalten und warten: Schiefer Pony, Topfschnitte, falsche Farbe: «Diese Erfahrungen gab es schon, als die Friseure noch nicht geschlossen waren», berichtet der Obermeister der Berliner Friseure, Jan Kopatz. «Ich rate zu Durchhalten und Warten, denn meist ist die Reparatur schwieriger als der Eigenversuch». Es sei wie beim Heimwerken, manche Sachen sollte eher der Fachmann erledigen. Selbst färben könne sogar gefährlich werden. Mit den einen oder anderen Aufräumarbeiten rechneten die Friseurkollegen bereits. «Und wir sind bereit», sagt Kopatz.

– Der Ansturm: Schon jetzt gibt es einen Ansturm auf die ersten Friseur-Termine. Das Online-Buchungsportal «treatwell» berichtet etwa von einem 1000-prozentigen Anstieg der Buchungen. «Insbesondere direkt nach der Ankündigung gingen die Zahlen sofort hoch», sagt eine Sprecherin des Unternehmens. Für den Mai seien fast 130.000 Terminbuchungen eingegangen. «Die Telefone stehen kaum still», sagt auch Markus Hermann, Präsident der Friseurvereinigung Intercoiffure Deutschland. Erstmal müssten allerdings die Termine, die in den letzten Wochen ausgefallen sind, nachgeholt werden. Deshalb brauche es noch etwas Geduld, bis alle eine Frisur vom Profi tragen können.

– Notfall-Tipps: Dass viele nicht lange warten wollen, zeigt ein Blick auf die Google-Suchanfrage «Haare selber schneiden». Diese hat sich in den letzten Wochen fast verfünffacht. Damit das «Selberschneiden» doch gelingt, hat Starfriseur Udo Walz ein paar Tipps für den Notfall. Etwa, wie man mit Lidschatten den lästigen Ansatz beseitigt. Diesen einfach auf die grauen Haare auftragen und fertig. «Man kann dunklen Lidschatten nehmen oder eben Haarpuder nutzen», sagt Walz. Um lange Haare in Form zu bringen, rät er: «Damit sie nicht zu kurz werden, macht man einen Mittelscheitel bis in den Nacken, kämt die Haare nach vorne und schneidet bis am Kinn die Haare ab.» Das Resultat: Ein «modischer Pagenkopf». Aber Obacht: Keine Versuche mit der Bastelschere. «Nein, das geht nicht. Man muss schon eine richtige Haarschnittschere kaufen. Mit der Papierschere geht das nicht.» Aber mit der Haarschneidemaschine könne man nichts falsch machen.

– Lange haare, kein problem: Wem das allerdings zu heikel ist oder die Ausrüstung fehlt: Keine Panik. «Das Haar wächst im Monat einen Zentimeter; ausgewachsene Haarschnitte mit zwei Zentimetern zu viel entstellen die Menschen nicht gleich», sagt der Obermeister der Berliner Friseure, Jan Kopatz. Außerdem könne man so auch Haarlänge für eine neue Frisur bekommen. «Man kann das auch positiv sehen.»

Fotocredits: Britta Pedersen
(dpa)

(dpa)