Audi A7 im Test: Beau statt Business

Berlin (dpa-infocom) – Audi treibt die Erneuerung von oben voran. Der Autobauer bringt ein halbes Jahr nach dem Flaggschiff A8 die nächste Auflage des A7 in Stellung.

Mit einem Grundpreis von zunächst 66 500 Euro rund 24 000 Euro günstiger als die Luxuslimousine und trotzdem etwas lustvoller und leidenschaftlicher konzipiert als das Topmodell, wendet sich der Sportback ab März an die Schöngeister unter den Firmenfahrern. Er tritt damit in Konkurrenz zu Modellen wie dem Mercedes CLS oder den Gran Tourismo des BMW 6er.

Endlich wieder eigenständig

Dabei setzen die Bayern vor allem auf ein attraktives Design, das endlich an Eigenständigkeit gewinnt. Wie bisher ist der A7 ein viertüriges Coupé mit rahmenlosen Seitenscheiben, fließenden Linien und einem schräg auslaufenden Heck, das auch aus dem Yachtbau stammen könnte.

Doch wo man den Wagen bislang im Rückspiegel nur schwerlich vom A6 oder dem A8 unterscheiden konnte, sticht er jetzt mit seinem flachen, tief herunter gezogenen Grill und den zu finsteren Schlitzen verengten Schweinwerfern aus der Masse der Audi-Modelle heraus. Spätestens bei Nacht wird er vollends zum Blickfang, wenn er zur Begrüßung und zum Abschied ein LED-Feuerwerk inszeniert.

Sinnliche Genüsse statt schnöder Schalter

Innen sucht der A7 bewusst die Nähe zum A8 und seinem revolutionären Bediensystem – und das hat zwei Gründe. Erstens, weil es aktuell kein moderneres Cockpit gibt in der PS-Welt. Und zweitens weil die Touchscreens mit dem feinen Feedback gut zum sinnlichen Verständnis eines Genießerautos passen.

Zum ersten Mal sind nicht nur Leder-, Holz- und Metalloberflächen ein Fest für die Finger. Wenn die Bildschirme mit einem leisen Klicken und einem feinen Zittern in der Fingerkuppe jeden Befehl quittieren, ist das im besten Sinne Nervenkitzel. Obendrein sieht das nahezu schalterfreie Armaturenbrett einfach klasse aus.

Lieber vorne links als hinten rechts

Am größten ist dieser Genuss freilich auf dem Platz hinter dem Lenkrad. Während man beim A8 auch hinten rechts seinen Frieden findet, ist der A7 zu allererst ein Fahrerauto. Zwar hat Audi hinten trotz des flacheren Daches noch einmal etwas mehr Platz für Kopf und Knie geschaffen, so dass man es auf der Rückbank des A7 bequemer hat als im Mercedes CLS und im Grand Coupé des BMW 6er. Und mit dem Touchscreen für die Klimazentrale reicht die digitale Revolution sogar bis in die zweite Reihe. Doch irgendwie zieht es einem in diesem Auto unweigerlich nach vorne links.

Erst recht, wenn die Straße so lässig durch die Landschaft fließt wie die Linien über die Karosserie. Denn so formal und damit gewöhnlich der A7 auf der Autobahn sein mag, so leidenschaftlich wird er auf der Landstraße. Dafür hat Audi neben zwei unterschiedlichen Federungen, einem hecklastig ausgelegten Allradantrieb und einer weit gespreizten Fahrprofilregelung schließlich auch eine Hinterachslenkung eingebaut. Damit fühlt sich der A7 trotz seiner knapp fünf Meter so handlich an wie ein A5.

Start mit zwei Motoren

In Fahrt bringen den A7 dabei zunächst zwei Motoren, wie man sie aus dem A8 kennt: Ein V6-Benziner mit drei Litern Hubraum, 250 kW/340 PS und 500 Newtonmeter, der nach der neuen Nomenklatur als A7 55 TFSI geführt wird. Daneben gibt es einen ebenfalls drei Liter großen V6-Diesel, der als 50 TDI auf 210 kW/286 PS und 620 Newtonmeter kommt.

Beide Motoren gibt es nur als Quattro mit Achtgang-Gang-Automatik. Beide sind so genannte Mild-Hybride mit 48-Volt-Technik. Dafür nutzen sie einen elektrischen Startergenerator, der zwar nicht zum Fahren reicht, dafür aber einen großen Beitrag zum Sparen leistet: Weil der A7 länger mit abgeschalteten Motor segelt, besser rekuperiert und längere Start-Stopp-Phasen hat, geht der Verbrauch im Alltag um bis zu 0,7 Liter zurück. Auf dem Prüfstand kommen der Benziner deshalb auf 6,8 und der Diesel auf 5,5 Liter (CO2-Ausstoß: 154 und 142 g/km) – trotzdem sind die Motoren keine Spaßbremsen. Von 0 auf 100 km/h spurten sie in 5,3 und 5,7 Sekunden. 250 km/h schaffen sie beide.

Fazit: Das Flaggschiff für Fahrer

Er ist nicht ganz so luxuriös wie der A8, ihm fehlen ein paar Hightech-Features, und so viel Aufmerksamkeit wie einer Luxuslimousine wird ihm auch nicht zuteil. Doch mit seinem eleganten Design in fließenden Linien sieht der A7 besser aus. Mit seinem für Audi fast schon leidenschaftlichen Fahrverhalten bietet er mehr Spaß, und mit dem spektakulären Anzeige- und Bedienkonzept hat er gleich gezogen. Wer Rücksicht auf die Hinterbänkler nimmt, der kauft zwar trotzdem besser den teureren A8, und wer sparen will, wartet auf den kommenden A6. Doch wer egoistisch genug für eine selbstbewusste Entscheidung ist, der fährt unter Audis Top-Modellen mit dem A7 am besten.

Datenblatt: Audi A7 55 TFSI

Motor und Antrieb: V6-Turbo-Benzindirekteinspritzer
Hubraum: 2995 ccm
Max. Leistung: 250 kW/340 PS bei 5000 bis 6400 U/min
Max. Drehmoment: 500 Nm bei 1370 bis 4500 U/min
Antrieb: Allradantrieb
Getriebe: 8-Gang-Automatik
Maße und Gewichte
Länge: 4969 mm
Breite: 1908 mm
Höhe: 1422 mm
Radstand: 2926 mm
Leergewicht: 1890 kg
Zuladung: 580 kg
Kofferraumvolumen: 535-1390 Liter
Fahrdaten
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 5,3 s
Durchschnittsverbrauch: 6,8 Liter/100 km
Reichweite: 930 km
CO2-Emission: 154 g/km
Kraftstoff: Super
Schadstoffklasse: EU6
Energieeffizienzklasse: B
Kosten
Basispreis des Audi A7 (50 TDI): 66 500 Euro
Grundpreis des Audi A7 55 TFSI: 67 800 Euro
Typklassen: k.A.
Kfz-Steuer: 212 Euro/Jahr
Wichtige Serienausstattung
Sicherheit: Sechs Airbags, Spurhalte-Assistent, Verkehrsschilderkennung
Komfort: Klimaautomatik, Tempomat, LED-Scheinwerfer
Spritspartechnik: Start-Stopp-Automatik mit Riemengenerator

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke

(dpa)